Viele junge Fachkräfte stehen früher oder später vor der Frage: Soll ich Führungskraft werden? Doch nicht jeder ist für diese Rolle gemacht – und nicht jeder sollte es sein. Eine Karriere als Führungskraft bietet zwar viele Chancen, aber sie bringt auch Herausforderungen mit sich.

In diesem Artikel erfährst du:
Warum Menschen Führungskraft werden wollen
Das Peter Prinzip – Warum nicht jede Beförderung sinnvoll ist 
Welche Gründe es gibt, Führungsverantwortung abzulehnen
✅ Welche Rolle die eigene Persönlichkeit für die Entscheidung spielt
✅ Welche Herausforderungen neue Führungskräfte erwartet

Wie du herausfindest, ob du für eine Führungsrolle geeignet bist
✅ Wie du dich auf eine Führungsrolle vorbereiten kannst
✅ Fazit: Ist Führung das Richtige für dich?

Warum Führungskräfte wichtig sind und wie sie die Unternehmenskultur prägen

Seit 2001 veröffentlicht Gallup jährlich eine Studie über den Grad der emotionalen Bindung von Mitarbeitenden. Gute Führungskräfte sind gemäß der Studienergebnisse der wirksamste Hebel, um die emotionale Bindung von Mitarbeitenden an das Unternehmen zu steigern und Fluktuation zu verringern.

Dass dies ein zunehmend relevantes Thema ist, belegt auch eine Umfrage zum Thema „Organisationale Resilienz“, die wir im Fachverband Organisationsentwicklung und Change Management im Jahr 2024 durchgeführt haben. Der Weggang von Schlüsselpersonen wird von Unternehmen als die bedrohlichste Ausnahmesituation beschrieben.

Balkendiagramm zeigt Top-Risiken für Unternehmen wie Weggang von Schlüsselpersonen und Cyberattacken.

Direkte Vorgesetzte sind also mehr denn je gefragt, Zusammenarbeit und Veränderungsprozesse erfolgreich mitzugestalten. Sie haben zudem einen entscheidenden Einfluss darauf, wie die oberste Managementebene und das Unternehmen von den Mitarbeitern wahrgenommen werden. Dennoch geht aus der Gallup Studie 2023 hervor, dass sich zu wenige Führungskräfte bewusst mit Führung auseinandersetzen.

Der Bedarf ist groß – Also eine ideale Voraussetzung für erste Schritte in eine Führungsposition? Grundsätzlich „ja“ – aber damit Führung zum Erfolg für dich und das Unternehmen wird, solltest du dir überlegen, welche Verantwortung du hiermit übernimmst, ob du dieser Rolle gewachsen bist und wie du dich hierauf vorbereiten kannst.

Warum möchte ich Führungskraft werden? Typische Beweggründe

Es gibt viele Gründe, warum Menschen über einen Wechsel in einer Führungsposition nachdenken. Umfragen zufolge gibt es einige allgemeine Gründe:

  • Der Wunsch nach mehr Einfluss und Gestaltungsmöglichkeiten
  • Bessere Chancen, das eigene Karriereziel zu erreichen
  • Die Herausforderung, Menschen zu motivieren und zu fördern
  • Das Übernehmen von Verantwortung
  • Anerkennung und Status im Top-Management

Gute Verdienstmöglichkeiten sind ebenfalls ein wichtiges Kriterium. Daher hat auch ein höheres Gehalt einen Einfluss auf die Entscheidung, als Führungskraft zu arbeiten. Bei der Frage, wie sehr das Gehalt die Entscheidung für eine Führungsposition beeinflusst, geben die von mir betrachteten Studien jedoch ganz unterschiedliche Ergebnisse.

Eine mögliche Erklärung: Menschen, die noch keine leitende Position haben, sehen den Wechsel in die Führungsrolle als Möglichkeit für eine Gehaltsteigerung. Personen, die diesen Schritt in der Karriereleiter bereits hinter sich haben, stellen andere Aspekte in den Vordergrund.

Sandwichposition – Nein, Danke! Gründe gegen die Führungskarriere

Andererseits gibt es scheinbar auch gute Gründe, keinen Job als Führungskraft anzunehmen. Umfragen zufolge nimmt das Interesse hieran nämlich ab. Nur ca. 25% der befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann sich vorstellen, mehr Verantwortung in Form von Führungsaufgaben zu übernehmen.

Zwischen 30 und 35 % der Befragten geben sogar klar an, kein Interesse an Mitarbeiterführung zu haben. Als Gründe gegen die Führungskarriere werden hohe zeitliche Belastung und zu viel Verantwortung genannt. Diese Gründe sind bei Personen, die keine Führungskraft mehr sind, auch unter den häufigsten Antworten für einen Wechsel in eine andere Funktion.

Werfen wir also auch einen Blick auf die besonderen Herausforderungen, die eine solche Position mit sich bringt.

Das Peter-Prinzip – Warum Führung nicht immer gelingt

Viele ambitionierte Fachkräfte streben eine Beförderung, z.B. zum Teamleiter an, weil es der natürliche Karriereschritt zu sein scheint. Es klingt verlockend: Mehr Verantwortung, ein höheres Gehalt, ein prestigeträchtiger Titel. Doch ist eine Beförderung wirklich immer das Richtige?

In einer Hierarchie neigt jeder Beschäftigte dazu, bis zu seiner Stufe der Inkompetenz aufzusteigen

Diese These des kanadischen Forschers Laurence J. Peter beschreibt ein, häufig in hierarchischen Unternehmen vorkommendes Muster:

  1. Leistung führt zur Beförderung
    – Ein Mitarbeiter, der in seiner aktuellen Position fachlich kompetent ist, wird befördert.
  2. Kompetenz ist nicht gleich Kompetenz für die nächste Stufe
    – Die Fähigkeiten, die eine Person in ihrer aktuellen Position erfolgreich machen, sind nicht unbedingt die, die für die nächste Hierarchiestufe erforderlich sind.
  3. Endpunkt: Die Stufe der Inkompetenz
    – Dieser Prozess setzt sich fort, bis der Mitarbeiter eine Position erreicht, in der er überfordert ist und nicht mehr die notwendige Leistung bringt.

Anforderungen an Führungskräfte

In der heutigen Arbeitswelt, die von Unsicherheiten, schnellem Wandel und steigenden Erwartungen geprägt ist, müssen Führungskräfte eine Vielzahl an Fähigkeiten mitbringen:

Fach- und Führungskompetenzen: Fachwissen ist in vielerlei Hinsicht wichtig – auch in der neuen Rolle. Darüber hinaus sind aber vor allem Soft Skills entscheidend: Kommunikationsstärke, Empathie und Entscheidungsfähigkeit gehören zu den zentralen Eigenschaften einer erfolgreichen Führungskraft.

Anpassungsfähigkeit und Resilienz: Die Fähigkeit, Veränderungen zu managen, Teams durch Krisen und Konflikte zu führen und auch unter Druck einen klaren Kopf zu bewahren, ist essenziell.

Mikromanagement vermeiden: Wer Führungskraft werden will, muss außerdem in der Lage sein, Aufgaben zu priorisieren und sinnvoll zu delegieren. Hierzu gehört auch, eine Vertrauensbasis zwischen dir und deinem Team zu etablieren.

Viele dieser Fähigkeiten lassen sich durch Erfahrung, gezieltes Training und Selbstreflexion erlernen. Wichtig ist, dass du bereit bist, dich kontinuierlich weiterzuentwickeln und an deiner Führungsqualität zu arbeiten. Denn nur wer selbst wächst, kann auch andere erfolgreich führen.

Vom Mitarbeiter zur Führungskraft – Wie du das Peter-Prinzip vermeidest

Bevor du Führungsverantwortung übernimmst, solltest du dir folgende Fragen stellen.

  • Warum will ich Führungskraft werden? – Bin ich mir meiner persönlichen Motive bewusst?
  • Passen die Unternehmenskultur und Unternehmensziele zu meinen eigenen Werten?
  • Habe ich die nötigen Soft Skills für Mitarbeiterführung?
  • Kann ich auch in stressigen Situationen bewusste Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen?
  • Bin ich bereit, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen?
  • Ist es für mich OK, fachliche Aufgaben und Entscheidungen abzugeben?

Wenn du diese Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, könnte diese Laufbahn der richtige Weg für dich sein. Doch wenn du ins Stocken gerätst oder mit „Nein“ antwortest, ist möglicherweise eine Fachkarriere die bessere Option für dich. Im folgenden gibt es ein paar Tipps, um dich bei der Suche nach einer Antwort zu unterstützen.

Welche Rolle spielen Persönlichkeit und Motivation?

Persönlichkeit beschreibt deine persönliche Zusammensetzung deiner Charaktereigenschaften, deiner Motive und deiner Kompetenzen. Deine Motive spielen für deine Entscheidung eine grundlegende Rolle. Wenn du weißt, wie sich deine persönliche Motivstruktur aus Beziehungs-, Leistungs- und Einflussmotiven zusammensetzt, kannst du die Frage „Warum wollen Sie Führungskraft werden“ souverän und selbstbewusst beantworten.

Deine Charaktereigenschaften wiederum geben dir Aufschluss über Führungsstile, die dir besonders liegen und welche für dich mit größerer Anstrengung verbunden sind. Das Zusammenspiel aus deinem Führungsverhalten und deiner Persönlichkeit machen authentische Führungspersönlichkeiten aus.

Die notwendigen Kompetenzen, lassen sich größtenteils erlernen. Sicher kannst du durch deine bisherigen Erfahrungen auch schon einiges abdecken. Aufgrund deines Charakters könnte es Kompetenzen geben, die für dich eventuell leichter zu erreichen sind, als andere. Das gibt dir Orientierung für deinen persönlichen Entwicklungsplan.

Wenn du tiefer in die Analyse deiner eigenen Persönlichkeit einsteigen möchtest, ist ein Persönlichkeitsprofil für dich evtl. von Interesse.

Wie du dich auf eine Führungsrolle vorbereiten kannst

Um dich bei der Entscheidung zu unterstützen, ob du eine Führungsrolle einnehmen möchtest und dich bei deinem Einstieg zu unterstützen, gibt es mehrere Wege:

  • Lies Bücher zum Thema Leadership
  • Höre Podcasts zu diesem Thema – wichtige Inhalte solltest du dir notieren
  • Besuche Lehrgänge, Seminare und Veranstaltungen
  • Tausche dich mit anderen Führungskräften aus und vernetze dich
  • Reflektiere dich selbst, deine Erfahrungen und Fähigkeiten
  • Nutze die Möglichkeit eines professionellen Coachings.

Zum Thema Selbstreflexion und Coaching gebe ich dir zum Abschluss dieses Artikels noch ein paar zusätzliche Infos.

Selbstreflexion: Bin ich als Führungskraft geeignet?

Coaching Arbeitsblätter zur Analyse von Führungskompetenzen als kostenloser downloadNimm dir Zeit für eine Selbstreflexion. Frage dich, ob du schon ausreichend fundierte Erfahrung auf deinem Fachgebiet hast, denn Führungskräfte müssen oft nicht nur das Team leiten, sondern oft auch fachlich überzeugen.  Dann wirf einen Blick auf deine Softskills: „Bist du bereit, Entscheidungen zu treffen?“, „Wie ist dein Kommunikationsstil“, “

Wie gehst du mit Konflikten um?“, „Hast du schon Führungserfahrung, z.B. aus Projekten oder auch außerhalb deines Jobs?“

Ich habe dir eine strukturierte Vorlage für die Selbstreflexion bereitgestellt. Das einzige was du brauchst ist ein wenig Zeit und Ruhe. Wenn du die Chance hast, kannst du auch andere bitten, dich einzuschätzen. Anschließend kannst du deine individuellen Entwicklungsmaßnahmen festhalten.

Coaching: Führungskompetenzen entdecken und ausbauen

Nachdem du eine Selbsteinschätzung vorgenommen hast, hast du vielleicht Stärken erkannt, die du weiter ausbauen möchtest – Oder Bereiche, in denen du noch Potential siehst. Vielleicht bist du immer noch unsicher, ob du Führungskraft werden möchtest und bereit bist, Aufgaben abzugeben.

Professionelles Business Coaching hilft dir dabei, deine Stärken zu analysieren und einen individuellen Entwicklungsplan zu erstellen. Es bringt dir Klarheit und du kannst dich zielgerichteter weiterentwickeln. Das Coaching kann durch eine fundierte Analyse deiner Führungspersönlichkeit unterstützt werden.

Ein Coaching für Führungskräfte hilft dir, das volle Potential nutzbar zu machen:
✅ Klarheit über deine Führungspersönlichkeit zu gewinnen: Welche Stärken bringst du mit, wo hast du Entwicklungspotenzial?
✅ Selbstbewusst und souverän aufzutreten – sei es in Meetings, bei Präsentationen oder im Umgang mit deinem Team.
✅ Deinen individuellen Führungsstil zu entwickeln, der zu dir und deinem Umfeld passt.
✅ Entscheidungsstärke und Durchsetzungsvermögen zu trainieren, ohne starr an einmal getroffenen Entscheidungen festzuhalten.
✅ Schwierige Situationen und Konflikte souverän zu meistern – eine der wichtigsten Fähigkeiten für Führungskräfte.

💡Übrigens: Auch wenn du bereits in einer Führungsrolle bist, kann ein Führungskräfte Coaching dich dabei unterstützen, deinen Führungsstil weiterzuentwickeln, effektiver mit deinem Team zu arbeiten und langfristige Erfolge zu erzielen.

Fazit: Neu in der Führungsposition – Bist du bereit?

Wenn du diesen Weg anstrebst oder auf eine Beförderung angesprochen wirst, stehst du vor wichtigen Entscheidungen. Mit jeder neuen Rollen, kommen nicht neue Möglichkeiten, sondern auch auch einige Herausforderungen. Beides gehört zum Wachstum dazu. Über die typischen Wachstumsschmerzen, habe ich bereits hier geschrieben.

Wenn du in eine Führungsposition wechselst, solltest du dir deiner Beweggründe, deines Mindsets und deiner Fähigkeiten bewusst sein. Nur der Titel auf der Visitenkarte macht noch keine Führungsperson. Die Aufgabe als Führungskraft ist es, ein ideales Umfeld zu schaffen, in dem das Team Erfolge erzielen kann. Dazu musst du dich selbst und dein Team koordinieren, um gute Ergebnisse zu erzielen.

Die gute Nachricht: Vieles ist erlernbar und durch Training, Selbstreflexion und durch ergänzendes Coaching, kannst du deine Ziele erreichen.

Published On: 9. April 2025 / Categories: Coaching, Führung, Persönliche Entwicklung /